Erstes Goggomobil läuft vom Band (19.01.1955)

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goggo
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Erstes Goggomobil läuft vom Band (19.01.1955)

Beitrag von goggo »

19.01.2005

Das Kalenderblatt in Bayern2Radio

Erstes Goggomobil läuft vom Band (19.01.1955)
Autor: Michael Schulte
Redaktion: Petra Herrmann

Wer eins hatte, wurde belächelt oder beneidet. Belächelt von Borgward-, beneidet von Mopedbesitzern. Unübersehbar aber war eins: Es ging bergauf mit Deutschland. Und schon bald tönte Wirtschaftsminister Ludwig Erhard: „Wir sind wieder wer.“ Solche Sprüche und die 1954 gewonnene Fußballweltmeisterschaft wurden im Ausland mit Unbehagen aufgenommen. Der Krieg ist gerade ein paar Jahre her, und schon sind sie erneut da, die Deutschen: Sport, Wirtschaft, Wiederbewaffnung.

Das Goggomobil war rollender Beweis für das real existierende Wirtschaftwunder, der erste Kleinwagen nach dem Krieg, die erste Konkurrenz für den legendären Käfer. Vorgestellt wurde das Gefährt nicht etwa auf einer Automobilmesse, sondern 1954 auf der Internationalen Fahrrad und Motorrad-Ausstellung, durfte das Goggo doch auch mit einem Motorradführerschein gefahren werden. Hersteller war die Firma Hans Glas und benannt war es nach dem Lieblingsenkel des Firmenchefs. Vom Band lief der Winzling, der es auf 74 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit brachte, dann erstmals am
19. Januar 1955.

Kaufen konnte man ihn für knapp dreieinhalbtausend Mark, also etwa 1.700 Euro. Nach heutiger Kaufkraft doch immerhin über 7000 Euro. Die spartanische Ausstattung beschränkte sich auf Schiebefenster, nur einen Scheibenwischer, und die beiden Türen waren an der B-Säule angebracht und hießen bald Selbstmördertüren. Das alles wurde später modernisiert, doch im Kofferraum brachte man nach wie vor kaum mehr als einen Kasten Bier unter.

Aber auch im Auto selbst war der Platz ein Problem. Mit dem Wirtschaftswunder hatte eine allgemeine Fresssucht um sich gegriffen, begreiflich, denn man hatte lange genug hungern müssen. Die Deutschen nahmen in erschreckendem Maße zu, wobei dick sogar als gesund galt. So gesehen, war das Goggo nur für kranke Menschen geeignet. Ohne Mühe ein- und aussteigen konnte nur, wer klein, schlank und drahtig war oder eine Ausbildung zum Schlangenakrobaten abgeschlossen hatte.

Wer es nicht schaffte, musste sich mit dem im Jahr zuvor auf den Markt gekommen Messerschmitt Kabinenroller begnügen. Diesen Kleinstwagen mit drei Rädern, Motorradlenker und zwei hintereinander liegenden Sitzen bestieg man nämlich von oben, nachdem man die Plexiglaskanzel zur Seite gekippt hatte. Noch einfacher wurde es bald bei der eiförmigen Isetta, die sich rasch neben dem Messerschmitt und dem Goggo etablierte und die man von vorne bestieg. Man öffnete die einzige Tür, die gleichzeitig die gesamte Front des Autos war und nahm auf der durchgehenden Sitzbank Platz. Etwas eng war es auch hier, weswegen die Isetta im Volksmund „Knutschkugel“ hieß.

Im Sommer 1969 wurde der Bau des Goggomobils eingestellt – wer arm war, fuhr einen 2 CV von Citroen. Gut 250.000 Goggos waren verkauft worden. Auch der Messerschmitt und die Isetta gehörten der Vergangenheit an. Waren diese kleinen Autos einst Ausdruck des Wirtschaftswunders, war ihr Verschwinden Ausdruck eines nie da gewesenen Wohlstands. Und jetzt, da es wirtschaftlich wieder bergab geht... vielleicht, eines Tages... wer weiß...

© Bayerischer Rundfunk 2005

Helmut
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erstes Goggo

Beitrag von Webmaster Matthias »

Hallo Helmut,

sei dankbar, dass sich wenigstens der Bayrische Rundfunk (wenn auch etwas falsch) an den Goggomobil-Geburtstag erinnert.

Davon sind BMW, alle Oldie-Zeitschriften, aber auch oldtimerinfo.de noch meilenweit weg.
Von anderen Medien ganz zu schweigen.


Wolfgang
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